Im Januar 2020 gründete Lena Weirauch mit zwei Freunden das Tech Start Up ai-omatic solutions. In diesem exklusiven Interview erzählt die proTechnicale Botschafterin, mit welchen Herausforderungen sie konfrontiert war, wie sie diese überwunden hat und wer ihre Vorbilder sind.
Liebe Lena, kurz vor Beginn der Pandemie in Deutschland hast du mit zwei Freunden ai-omatic solutions gegründet. Wie kam es dazu?
Nach meinem Studium habe ich im Sommer 2018 eine Stelle im ZAL TechCenter in Hamburg angetreten. Dort habe ich meinen Co-Founder und den heutigen ai-omatic solutions CTO Dario kennengelernt. Wir haben an diesem spannenden Innovationsstandort viele verschiedene Themen im Bereich Industrie 4.0 kennengelernt, unter anderem das Thema Predictive Maintenance. Mit Predictive Maintenance können aus Maschinen Zustandsdaten gewonnen und so Anlagen proaktiv gewartet werden. Schnell haben wir dazu eigene Ideen entwickelt, die wir gerne auch direkt umsetzen wollten. Mein Partner Felix, der schon mit 18 sein erstes Unternehmen gegründet hat und aus dem Bereich der Finanzen kommt, war auch direkt an Bord. Aus unserer Sicht waren wir drei ein sich perfekt ergänzendes Team und so haben wir ai-omatic im Januar 2020 gegründet.
Was macht dir an deinem Job derzeit am meisten Spaß?
Mir macht ehrlich gesagt alles Spaß, da kann ich mich kaum entscheiden. Aber wahrscheinlich, dass mein Job so abwechslungsreich ist. Kein Tag ist wie der andere und sowohl im Team als auch in meinem Netzwerk darf ich unfassbar spannende Persönlichkeiten und Initiativen kennenlernen. Die Arbeit mit unserem mittlerweile 11-köpfigen Team bereitet mir jeden Tag große Freude!
Hast du das Gefühl, als Frau in der Tech Szene eine besondere Stellung zu haben?
Schon, aber ich sehe da eine positive Entwicklung. Vielen Leuten ist mittlerweile bewusst, dass noch zu wenig Frauen im MINT Bereichen sind und dass unbedingt etwas dagegen getan werden muss. Daher unterstütze ich auch so gerne proTechnicale, weil das Programm genau dieses Problem angeht.
Außerdem muss man sich bewusst machen, dass es sehr wohl Frauen in der Tech Szene gibt, sie sind nur oft nicht sichtbar. Das ist etwas, an dem meiner Meinung nach gearbeitet werden muss. Rollenvorbilder sind so wichtig, und zwar nicht nur in den Führungsetagen. Aber auch hier sehe ich bereits erste positive Veränderungen, wie z. B. das Programm von Hamburg Startups, welches Gründerinnen aus Hamburg sichtbar macht und sie beispielsweise auch bei der Vernetzung mit Investoren unterstützt. Solche Initiativen erachte ich für extrem sinnvoll!
Mit welchen Herausforderungen hattest du während deines bisherigen Karriereverlaufs zu kämpfen? Und wie hast du sie überwunden?
Das ist eine gute Frage. Die größten Herausforderungen in meiner Karriere habe ich definitiv bei ai-omatic erlebt. Ich hatte teilweise das Gefühl, meinen eigenen Standpunkt nicht mehr zu vertreten, nur um allen anderen gerecht zu werden. Irgendwann habe ich gemerkt, dass es so nicht weitergeht und habe angefangen, direkt meine Meinung zu sagen, auch wenn ich damit manchmal jemanden enttäuschen musste. Dabei geholfen hat mir tatsächlich Sport, weil ich Abstand zu ai-omatic gewinnen konnte und so etwas objektiver wurde. Da wurde mir dann irgendwann bewusst: Du musst einfach klar sagen, was du willst, sonst wird das nichts!
Wer hat dich in deinem Werdegang am stärksten unterstützt? Hattest du Vorbilder, die deinen Werdegang beeinflusst haben?
Hier denke ich sofort an meine Familie, besonders natürlich meine Eltern. Meine Eltern haben früh mitbekommen, dass ich viel Energie in mir habe. Sie haben mich meinen Weg gehen lassen und mir immer den Rücken freigehalten. Dafür bin ich ihnen wahnsinnig dankbar. Außerdem haben sie immer an mich geglaubt und mich dadurch gestärkt.
Auch mein Freund und Co-Gründer Felix war eine sehr große Stütze. Ich habe während der Gründung von ai-omatic auch noch meinen Master in Psychologie gemacht. Felix hat sich oft Zeit freigeschaufelt, um mit mir für Klausuren zu lernen und mich abzufragen.
Und zum Thema Vorbilder…ich habe viele Vorbilder! Interessanterweise sind die meisten weiblich. Zunächst denke ich an meine Mama, weil sie immer das Positive sieht, und meine Oma, die sich immer um alle kümmert und sehr mitfühlend ist.
Ein großes Vorbild ist für mich persönlich auch Ann-Katrin Schmitz von „Baby got Business“. Ihren Podcast kann ich sehr empfehlen! Ann-Katrin hat bereits mit vielen tollen Gästen, wie z.B. Lea Sophie Kramer und Tijen Onaran gesprochen und bleibt dabei 100% authentisch. Leichtigkeit und Humor gepaart mit ihrem Expetertinnen Know-how machen sie erfolgreich und trotzdem nahbar. Das finde ich klasse!
Welche Empfehlungen hast du für junge Frauen, die sich für eine Karriere in der Technik interessieren?
Einfach ausprobieren! Erst wenn man Sachen ausprobiert, kann man meines Erachtens schauen, ob es einem wirklich Spaß macht oder nicht. Dafür ist ein Programm wie proTechnicale natürlich perfekt geeignet, weil es jungen Frauen die Möglichkeit gibt, die Welt der Technik kennenzulernen. Außerdem würde ich raten, sich nicht unterkriegen zu lassen, wenn z.B. Freunde oder Familie dieses technische Interesse in Frage stellen. Ich habe mich auch teilweise gegen die Empfehlungen meines Umfelds entschieden und es war eigentlich immer die richtige Entscheidung. Also, hör auf dein Bauchgefühl, denn keiner kennt dich so gut wie du dich selber! Such dir Gleichgesinnte und bau dir so ein Netzwerk auf.
Seit einiger Zeit engagierst du dich ehrenamtlich als Botschafterin für proTechnicale. Wie kam es dazu und was gefällt dir an dem Programm besonders?
Durch einen Artikel in der Welt ist die Projektleiterin von proTechnicale auf mich aufmerksam geworden und wir haben uns sofort super verstanden. Sie hat mich zu einem digitalen Kaminabend mit den proTechnicale Teilnehmerinnen eingeladen und ich habe ich mich total über die Einladung gefreut. Der Kaminabend war sehr schön und ich habe mich direkt mit den tollen jungen Frauen verbunden gefühlt. Als ich dann noch gefragt wurde, ob ich proTechnicale Botschafterin werden möchte, habe mich absolut geehrt gefühlt und nehme diese Aufgabe sehr gerne wahr.
An dem Programm gefällt mir besonders, dass es so praxisnah ist! Ob es die Vorträge sind, die Unternehmensbesichtigungen oder eben das Praktikum – ich glaube, dass die Teilnehmerinnen so einen super Einblick in viele technische Bereiche bekommen und die perfekte Grundlage schaffen, um zu entscheiden, was sie später studieren wollen!
Und zu guter Letzt: Wenn du eine berühmte Persönlichkeit – egal ob lebendig oder tot – treffen dürftest: Wer wäre es und warum?
Ich glaube es wäre Angela Merkel. Ich würde gerne wissen, wie es wäre, mit ihr in einem Raum zu sein. Hätten wir uns was zu sagen? Wäre sie humorvoll? Wie ist sie wohl privat?
Meiner Meinung nach ist Angela Merkel eine starke, kompetente Frau, die vielen Frauen in diesem Land Mut gemacht hat. Ich würde ihr auf jeden Fall für all ihre Jahre als Bundeskanzlerin danken. Sie hat zwar meiner Meinung nach nicht immer alles 100% richtig gemacht, aber wer macht das schon? Ich denke, man muss die Dinge immer im Kontext bewerten, und nur weil einzelne Entscheidungen für einen persönlich nicht nachvollziehbar sind, ändert das nichts an dem Fakt, dass sie sehr erfolgreich war. Sie ist für mich ein Vorbild, weil sie zu ihrer Meinung steht, auch, wenn sie damit Gegenwind erzeugt.